Was ist Flow? Und wie erlebe ich Flow?

Wie leben wir erfüllt und glücklich? Wir berichten Dir von der spannenden Antwort auf diese Frage, die Flow-Theorie des Psychologieprofessors Mihály Csíkszentmihályi.

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Mit den Worten „A life worth living“ zu Deutsch „ein erfülltes Leben“ beginnt Mihály Csíkszentmihályi sein Buch „Flow - Das Geheimnis des Glücks“. Seit dem Beginn menschlicher Kultur fragen sich Menschen, was ihrem Leben Sinn und Glück gibt. Diese Frage beschäftigte Priester, Philosoph*innen und seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch Psycholog*innen. Für den Priester ist das Erreichen des Glücks durch Gott möglich und Philosoph*innen hinterfragen wahrscheinlich erst einmal, was dieses „Glück“ überhaupt ist. In der Psychologie dagegen soll die Frage nach dem Glück im Leben greifbarer, praktischer, anwendbarer werden.

„Wie kann ich Glück messen? Unterscheiden sich Menschen in ihrem Glückserleben? Gibt es Einflussfaktoren auf Glück?“, mit diesen Fragen im Kopf machte sich Csíkszentmihályi ans Werk und begann Menschen zu interviewen, was sie glücklich macht. Dabei stachen einige Menschen unter den Befragten hervor, die besonders glücklich und erfüllt zu sein schienen. Unter diesen besonders glücklichen Menschen waren die unterschiedlichsten Berufsgruppen vertreten: Künstler*innen, Sportler*innen, Ärzt*innen, Professor*innen, Gärtner*innen, Handwerker*innen und noch viele weitere. Was sie aber bei diesen völlig unterschiedlichen Aktivitäten vereinte, war das Leuchten in ihren Augen, wenn sie über ihr Tun sprachen. Sie schienen denselben Zustand zu beschreiben, für den sie aber noch kein konkretes Wort fanden. „Alles passiert automatisch!“, „Ich bin dann immer wie weg“, „Man ist dann in so einem Tunnel drin!“ „Es läuft einfach“, „Als würde das nicht ich tun“, „Das Läuft ist wie auf Schienen“, Sätze wie diese fielen immer wieder. Leichter zu beantworten war wohl die Frage: „Wie fühlt sich dieser besondere Zustand an?“, hier waren die Antworten einstimmig: „Großartig“, „Das beste Gefühl der Welt“, „Einfach nur geil!“, „Unbeschreiblich“.  Nach diesen Interviews wurde Csíkszentmihályi seine Mission klar: Diesen mysteriösen, namenlosen Zustand erforschen! Viele Interviewpartner*innen benutzten Begriffe der Bewegung und des harmonischen Dahinfließens, aus diesem Grund gab Csíkszentmihályi diesem Zustand den Namen „Flow“, zu Deutsch „Fließen“. 

Flow wird immer mehr Bestandteil der deutschen Sprache und vielleicht hast auch du schon den Begriff Flow in den Medien, bei Freunden oder auf der Straße aufgeschnappt. Flow ist ad Definitionem: „Ein mentaler Zustand, in dem man völlig vertieft in  einer Tätigkeit aufgeht, die wie von selbst geschieht,  und von einem positiven Gefühl begleitet wird“. 

Was heißt das? Mentaler Zustand bedeutet, dass etwas in unserem Kopf passiert. Völlig vertieft bedeutet, dass alles andere unwichtig wird und man sehr konzentriert ist. Um in den Flow zu kommen, muss man eine Tätigkeit ausführen. Ein passives konsumierendes Verhalten, wie abends komatös auf der Couch zu liegen, führt nicht zu Flow. „Wie von selbst“ ist wahrscheinlich das deutlichste Gefühl im Flow. Das, was man gerade tut, fühlt sich mühelos, einfach an, selbst wenn es eine sehr komplexe oder schwierige Aufgabe ist. Und natürlich wird Flow von einem positiven Gefühl begleitet. Oder mit den Worten einer unserer Teilnehmer*innen: „Es ist einfach geil!“. 

Wenn Flow ein Schnellschalter zum Glück ist, gibt es einen Trick, wie man besser in den Flow kommt? 

Leider ist der Flow ein scheues Reh und man kann schlecht planen, wann man in den Flow kommt. Was man kann, ist den richtigen Rahmen zu schaffen, damit man schneller und häufiger in den Flow kommt. So hilft es zum Beispiel, mit der Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu sein. Dabei kann uns das Trainieren von Achtsamkeit, Meditation und andere Konzentrationsübungen helfen. Studien zeigen, dass Menschen, die regelmäßig Achtsamkeit trainieren, häufiger und stärker in den Flow kommen. Achtsamkeit ist auch ein wichtiger Flowhelfer im Alltag, denn wenn man wirklich bei der Sache ist, kann uns sogar Bügeln, Abwaschen, Unkraut jäten in den Flow bringen. Man ist so sehr dabei, dass man die Zeit völlig vergisst und selbstvergessen vor sich hin werkelt.  Um aber in den wirklich großen Flow zu kommen, muss ich es schaffen, an meine Grenzen zu gehen und mich sogar leicht (die Forschung spricht von 4%) zu überfordern. Das heißt nicht unbedingt, dass eine Herausforderung „objektiv“ schwieriger ist, sondern es reicht schon, dass sie Tätigkeit leicht anders ist, in einer fremden Umgebung stattfindet oder die Risiken höher sind. 

Um in den Flow zu kommen, müssen wir einer Aktivität nachgehen, und das ist genau der Punkt, welchen wir trainieren können. Wenn wir in etwas wirklich virtuos werden, dann können wir auch immer öfter in den Flow kommen. Wer Ski fährt, kann sich vielleicht noch an seine ersten Schwünge erinnern. Bei den ersten Malen ist man bestimmt noch nicht in den Flow gekommen, sondern die Beine taten einem weh und man hatte eine nasse Hose. Aber nach Jahren des Skifahrens und Übens, kommt man auf der Piste regelmäßig in den Flow und kann es kaum erwarten, in den nächsten Skiurlaub zu fahren. 

Was hilft uns also, die richtigen Voraussetzungen für Flow zu schaffen?  Achtsamkeit, eine gute Portion Mut, Grenzen zu testen, und die Disziplin bezüglich der Tätigkeiten, die Dich begeistern, sei es auf der Arbeit oder in Deiner Freizeit. Keep up the Flow und lebe glücklich! 

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