Nachhaltiger Tourismus: Wie können wir fair und grün reisen?

Die Ferne lockt mal wieder und das schlechte Gewissen meldet sich bei Dir! Du fragst Dich, wie Du Deinen nächsten Urlaub nachhaltig und klimaschonend gestalten kannst? Mit diesen Tipps erfährst Du, wie nachhaltiger Tourismus funktionieren kann.

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Kaum ein Land verursacht mehr CO₂-Emissionen durch Reisen als Deutschland. Die deutsche Bevölkerung deckt durch ihr aktuelles Tourismusverhalten 8% der Treibhausgasemissionen weltweit ab. Damit liegen wir laut einer aktuellen Studie auf Platz 3, nach den USA und China. Begünstigt wird dieser Trend durch Faktoren wie Wohlstand, Freude am Reisen und günstige Flugreisen (Lenzen et al., 2018). Nachhaltigkeit und ein klimaschonendes Reisen sind trotz dessen Aspekte, welche die deutsche Bevölkerung in Bezug auf ihre Reiseplanung und Reiseziele äußern (Schmücker, Sonntag, & Günther, 2019).


Was hindert viele Menschen jedoch daran, nachhaltig Urlaub zu machen? Einer der Hauptgründe: Bequemlichkeit (Lenzen et al., 2018). Meistens erscheint die Realisierung der An- und Abreise sowie die Mobilität vor Ort, mittels eigenem Auto, Flugzeug, Mietwagen oder Taxi, deutlich unkomplizierter, als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Fakt ist, wir haben die Wahl, wie wir uns entscheiden. Und wie wir uns entscheiden, bestimmt, welche Auswirkungen dies auf andere Menschen und die Natur hat. Global gemessen reisen nur geschätzte drei Prozent der Weltbevölkerung innerhalb eines Jahres in ein anderes Land. Große Teile der übrigen 97% leiden jedoch am meisten unter den Folgen des Massentourismus (Tourismwatch, 2019). 

Wie können wir mit gutem Gewissen reisen?

Zunächst können wir darüber nachdenken, welche Bedürfnisse wir mit unserer Reise erfüllen möchten. Möchte ich endlich mal wieder abschalten und mich erholen, meinem Interesse an anderen Kulturen nachgehen oder suche ich nach einem Adrenalin-Kick? Durch ein Umdenken werden wir merken, dass sich die meisten Bedürfnisse auch an Orten in der nahen Umgebung erfüllen lassen. Sich mal wieder Zeit zu nehmen, um die eigene Umgebung in Ruhe zu erkunden, beispielsweise am Meer an der Ostsee oder in den Bergen im Schwarzwald. Mal wieder etwas Neues ausprobieren, einen Campingurlaub oder eine Radtour machen, den nahegelegenen Fluss bei einer Paddeltour erkunden oder Segeln gehen.

Sollten wir uns dennoch für ein weiter entferntes Reiseziel entscheiden, können wir uns fragen, wie wir möglichst umweltschonend ans Ziel gelangen. Bei einer Flugreise von Frankfurt nach München liegt der C02 Ausstoß bei 140 kg/Person. Im Vergleich könnten wir für diese Menge an C02 diese Strecke mit der Bahn mehr als acht Mal zurücklegen. Um nachhaltig unterwegs zu sein, sollten wir versuchen, Flugreisen zu vermeiden. Wenn es doch das Flugzeug sein muss, können wir unsere Flugreisen kompensieren. Dafür gibt es verschiedene Websites, welche die Menge an C02, die durch die eigene Flugreise verursacht wird, durch Ausgleichszahlungen kompensiert und in Klimaschutzprojekte investiert (z.B. www.atmosfair.de). Nachhaltiger können wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln verreisen. Den Schnellzug buchen, Bahn-, Bus- oder Fährfahrten flexibel kombinieren, Freunde und Verwandte auf dem Weg besuchen oder leckere Verpflegung einpacken. Den Weg schon als Teil der Reise zu sehen und sich schon dafür Zeit einzuplanen, kann zur Entspannung und zum Genuss-Erleben beitragen. Auch bei der Gepäckwahl können wir CO2 einsparen. Hier lautet die Devise: nur so viel einpacken, wie wir es auch benötigen. Weniger Gewicht bedeutet generell weniger Treibhausgasemissionen bei der Fortbewegung.

Eine gute Vorbereitung ist daher mindestens genauso wichtig wie die Zeit vor Ort. Wichtig dabei ist auch, sich Zeit zu nehmen und sich ausführlich mit dem Land und der Kultur sowie Sitten und Bräuchen auseinanderzusetzen. Nachhaltig zu reisen bedeutet auch, mit Respekt zu reisen, sich vorher zu informieren und Toleranz zu üben. Nur so können wir mit den Menschen vor Ort in Kontakt kommen und voneinander lernen. Auch in Bezug darauf, wie wir die lokale Wirtschaft und nachhaltiges Wachstum vor Ort unterstützen können, haben wir Handlungsspielraum. Wir können nachhaltige Reiseveranstalter wählen oder uns an Reiseguides orientieren, die Wert auf Nachhaltigkeit legen (z.B. www.stefan-loose.de). Nachhaltiges Reisen geht mit einem verantwortungsvollen Bewusstsein einher: Müll vermeiden, Wasser sparen, aber auch die Kultur und Traditionen respektieren und die Tier- und Pflanzenwelt achten. Bei der Wahl der Unterkunft können wir auf Individualität achten. Um intensiver mit den einheimischen Menschen in Kontakt zu kommen und die lokale Wirtschaft zu unterstützen, bieten sich Homestays oder kleine Apartments als wunderbare Option an, welche nebenbei noch einen deutlich geringeren Strom- und Wasserverbrauch als ein All-inklusive-Hotel haben. Inzwischen gibt es zertifizierte Bio-Hotels ebenso wie Hotels mit regionaler, lokaler und veganer Küche, unterstützt durch die Landwirtschaft vor Ort. Verschiedene Websiten bieten hierfür Tipps, welche Hotels nachhaltige Siegel erworben haben und wie wir unsere Reise nachhaltig gestalten und auswählen können. Hierbei wird nach Faktoren, wie Müllreduktion, Wasser- und Energieeinsparungen durch z. B. Solaranlagen und Wasserspeicher, Lebensmittel und Versorgung, C02 Reduktion oder faire Entlohnung des Personals bewertet, die das Ziel beinhalten, den C02 Ausstoß pro Nacht/Gast so schmal wie möglich zu halten (z.B. www.goodtravel.de). 

Auch für uns von Let’s Flow ist Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit, nicht nur als Teil unserer Unternehmenswerte, sondern auch aus Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sowie kommenden Generationen. Bei unseren Bildungsreisen versuchen wir in verschiedensten Bereichen auf Nachhaltigkeit zu achten. Größtenteils beinhalten unsere Angebote nachhaltige Sportarten, wie Wandern, Yoga oder Mountainbiken. Auch bei der Wahl der Reiseziele setzen wir auf die Schönheit der nahen Umgebung, sei es in den Kitzbüheler Alpen in Österreich oder in der Sächsischen Schweiz in Deutschland – meistens sind die bezauberndsten Ecken direkt vor unserer Haustür. In Fahrgemeinschaften oder mit dem Zug reisen wir als Kursleitung zu unseren Zielen und bieten unseren Gäst*innen eine Plattform, um sich bezüglich Fahrgemeinschaften zu vernetzen. Viele unserer Unterkünfte sind mit nachhaltigen Siegeln zertifiziert oder im Falle der Selbstversorgung bewusst nachhaltiger geführt. Diese Werte werden nicht nur auf Bildungsreisen, sondern auch generell bei Let’s Flow im Arbeitsalltag gelebt. Was für uns von persönlicher Relevanz ist, möchten wir auch in unserer Firma etablieren. Um Anfahrtswege und auch Kosten zu sparen, nutzen wir den Arbeitsstil des Home-Office. All unsere Firmen- und Kund*innenseminare finden online statt, was den Transport auf null setzt. Des Weiteren nutzen wir Recycling Papier zum Drucken und bieten zum Teil auch digitale Produkte an. Auch bei unserer Firmenkleidung achten wir auf Qualität und nutzen nur Bekleidung aus 100% Baumwolle. Wir sind uns bewusst, dass dies ein Anfang ist und auch wir noch viel lernen müssen. Wir alle können irgendwo anfangen und kleine Schritte in die richtige Richtung machen: Es liegt also in unserer Hand – wir haben die Wahl :-)

 

Weitere Tipps für nachhaltige Reisequellen:

  • „Forum anders reisen“: ein Verband von mehr als 130 Reiseveranstalter*innen, die nachhaltigen Tourismus fördern möchten.
  • Goodtravel“: stellt europaweit nachhaltige Unterkünfte aller Art von Hotel über Ferienwohnung bis zum Glampingurlaub vor.
  • Bookitgreen“: bewertet die Unterkünfte auf ihrer Plattform nach bestehenden Zertifikaten im Tourismus (z. B. EU-Siegel für Nachhaltigkeit, deutsches Bio-Siegel, Viabono, Fairstay), den eigenen 15 Nachhaltigkeitskriterien (jede Unterkunft muss mindestens vier der 15 Kriterien erfüllen, diese sind u. a. Ökostrom, Bio-Lebensmittel, Abfallvermeidung), Bewertungen der Gäst*innen (neben Sauberkeit, Freundlichkeit auch Nachhaltigkeit) und Siegel „bestätigt durch bookitgreen“ (Unterkünfte müssen mindestens zehn der 15 Nachhaltigkeitskriterien erfüllen)
  • Buchtipp: „Fairreisen“ – Frank Herrmann, 2016
  • Website: Bundesministerium für Umwelt - “Tipps zum nachhaltigen Reisen”: https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/tourismus/nachhaltiger-tourismus/tipps-zum-nachhaltigen-reisen

Quellen

Gössling, S. (2019), Warum wir uns fürs Fliegen schämen sollten,

Tourismwatch. https://www.tourism-watch.de/de/schwerpunkt/warum-wir-uns-fuers-fliegen-schaemen-sollten, letzter Zugriff: 15.11.2022.

Lenzen, M., Sun, Y.-Y., Faturay, F., Ting, Y.-P., Geschke, A., & Malik, A. (2018). The carbon footprint of global tourism. Nature Climate Change, 8(6), 522–528. doi:10.1038/s41558-018-0141-x 

 Schmücker, D., Sonntag, U., & Günther, W. (2019). Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins-und Nachfrageentwicklung, Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019. NIT Institut für Tourismus-und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH, Kiel.

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